Arminius the Liberator

 

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FAQs

 

„Er war zweifellos der Befreier Germaniens, und zwar ein Mann, der das römische Volk nicht, wie andere Könige und Heerführer es taten, in seinen ersten Anfängen, sondern auf der Höhe seiner Macht anzugreifen wagte. War er auch in der einzelnen Schlacht nicht immer erfolgreich, sohat er doch nie einen Krieg verloren. Er brachte es auf siebenunddreißig Jahre, davon stand er zwölf an der Spitze seines Volkes; noch heute lebt sein Andenken in Liedern der Barbarenvölker fort.“

Wenn man die Vergangenheit malt oder zeichnet, soll man das, was man um sich sieht, so darstellen, als hätte sich das alte Drama gestern abend ereignet!“

 

BASTIEN-LEPAGE

 

Vorwort

 

Im Winter 1987/88 geschah das archäologische Wunder: Die Spatenforschung förderte bei Kalkriese im Osnabrücker Land römische Militaria-Reste zutage, bei denen es keinen Zweifel daran zu geben scheint, daß sie auf irgendeine Weise mit dem bedeutendsten Ereignis unserer Frühgeschichte zu tun haben – der sogenannten Varus-Schlacht im Jahre 9. Mit dieser überraschenden Entdeckung trat auch eine der bedeutendsten historischen Gestalten wieder aus dem Dunkel der Geschichte hervor – der Cheruskerfürst, Heerführer und Staatsmann ARMINIUS, der “Liberator Germaniae”, wie er von TACITUS genannt wurde.

 

Als Rom nach der völligen Unterwerfung Galliens begann, auch das freie Germanien in den Stand einer römischen Provinz zu zwingen, stieß es auf unerwartet starken Widerstand. Dieser gipfelte in der Varus-Schlacht, in der Vernichtung der drei Elite-Legionen des römischen Statthalters VARUS, womit ARMINIUS die Befreiung Germanienes einleitete und dem selbstbewußten Rom den Nimbus der Unbesiegbarkeit seiner großen Heere nahm – für die römische Welt ein Ereignis, das einem Erdrutsch gleichkam. Dieser ARMINIUS war zweifellos einer der herausragendsten “Beweger der Weltgeschichte”. Er blieb zwar nicht immer siegreich gegenüber der gewaltigen Übermacht, die das Imperium nach der Varus-Schlacht in den Kriegsjahren bis zum Jahre 16 unter GERMANICUS aufbot, aber zuletzt war er doch der große Gewinner in diesem dramatischen und schicksalsentscheidenden Kampf. Die germanischen Kernlande blieben von da an frei von römischer Beherrschung. Das muß als ein unschätzbares Verdienst dieses größten Freiheitskämpfers unserer frühen Geschichte gewürdigt werden. Sein Sieg hat grundlegend auf das Schicksal vor allem jenes Raumes eingewirkt, der später “Deutschland” heißen sollte.

 

Alljährlich pilgern etwa eine Million Deutsche zu “ihrem Hermann” bei Detmold, jenem kupfergrünen Denkmal Ernst VON BANDELs das sich beherrschend über die Hügellandschaft des Teutoburger Waldes erhebt. Doch das Wissen darum, wer dieser HERMANN/ARMINIUS eigentlich gewesen ist und welche Bedeutung seine Taten besitzen, ist zumeist dürftig. Als ich kürzlich mit 15jährigen Gymnasiasten ins Gespräch kam und sie fragte, was sie über “Hermann “ wüßten, zeigten sie eine erschütternde Unkenntnis. Im Vergleich wäre unter jungen Franzosen eine Umfrage über VERCINGETORIX ganz anders ausgefallen. Dabei war VERCINGETORIX ein Verlierer – ARMINIUS ein Sieger!

 

Das hat ARMINIUS nicht verdient. Vielleicht war das letzter Anstoß für mich, den Versuch zu wagen, die Gestalt des ARMINIUS aus dem Schatten der Vergangenheit hervorzuheben und ihn denen, die ihn gar nicht oder nur verschwommen kennen, näherzubringen. Zu diesem Vorhaben hat allerdings der Umstand beigetragen, daß ARMINS Heimat die meine ist und ich mit den Örtlichkeiten wohlvertraut bin. Dabei galt für mich weniger die Frage: Wo genau war das? Eine schlüssige Antwort darauf kann auch heute nicht gegeben werden. Page 8 Mir lagvielmehr daran, eine Aussage zu treffen: So könnte es sich ereignet haben! Das mag in einer Zeit überraschen, wo “Geschichte” ganz allgemein – und deutsche Geschichte im besonderen “ - kaum noch als Schicksal begriffen und als die wirkliche Lehrmeisterin betrachtet wird. Trotzdem: Ich hab´s gewagt!

 

Wenn ich daneben mit meinen Mitteln als Zeichner den Versuch unternehme, der Gestalt des großen Kämpfers gegen Unterdrückung und Gewalt Leben und Farbe zu geben, so bin ich mir auch der Schwierigkeit eines solchen Unterfangens bewußt: Wenn man es unternimmt, in eine fast 2000 Jahre zurückliegende Zeit einzudringen, so hat man sich zunächst, dem Historiker gleich, an Quellen und verbürgte Tatsachen zu halten, und seien diese auch noch so lückenhaft.

 

Auf jeden Fall sollte man sich hüten, heute gängige Denkweisen und heutige Maßstäbe auf jene Zeiten zu übertragen. Dies führt mit Sicherheit zu Fehlschlüssen oder irrigen Verzerrungen geschichtlichen Geschehens. Man muß die damaligen Akteure und deren Handlungsweisen allein aus dem Geist ihrer Zeit sehen und niemals in den Vorstellungen unseres Zeitgeistes.

 

Will man nun wirklichkeitsnahe, historisch glaubhafte Bilder so lebendig gestalten, als sei man Zeitzeuge gewesen, so wird man ständig mit der Frage konfrontiert: Wiekönnte es denn tatsächlich ausgesehen haben? Das zwingt zu gründlichen Überlegungen und Nachforschungen und häufig schwierigen Entscheidungen unter vielen Möglichkeiten. Diese höchst akribische, mit immer größerer Anteilnahme vonstatten gehende Arbeit hat ihren faszinierenden Reiz, wenn allmählich aus Wissenschaft und forschender Neugier etwas Sicht- und Greifbares entsteht:Was vorher gar keine oder nur verschwommene Züge trug, erwächst zu einer neuen Vorstellung. Und je tiefer man in die Geschichte, ins “Geschehene” dieser anfangs so nebelhaften Welt eindringt, desto dichter und unmittelbarer rückt sie auf einen zu – manchmal so nahe, als sei man selbst dabei gewesen.

 

Naturgemäß können historiographische “Skizzen” zu Personen und Geschehnissen eines so weit zurückliegenden Zeitabschnitts damit weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf exakte Wissenschaftlichkeit erheben; das wäre vermessen. Jedoch können sie die überkommenen Berichte zeitgenössischer Autoren anschaulicher und lebendiger machen und dabei Erkenntnisse berücksichtigen, die uns über Hausbau, Kleidung, Wohnverhältnisse und Lebensart, über technische Entwicklungen, Straßen- und Brückenbau, über Wehrbauten, militärische Ausrüstung und Strategie vorliegen. Daß dabei auch Bildnisse, die uns von bedeutenden militärischen Köpfen überliefert sind, in die Skizzen einfließen, ist natürlich.

 

Wer sich ins Zwielicht weit entfernter Vergangenheit vorwagt, um von geheimnisvollen Mythen und Sagen umwitterte, von den antiken Geschichtsschreibern beschriebene Gestalten ans Licht der Gegenwart zu holen, begibt sich auf das Gebiet der Fiktion; deshalb muß er sich immer wieder strenge Zügel anlegen und davor hüten, der Phantasie allzu großen Raum zu lassen – reizte ihn dies auch noch so sehr. Nur an Stellen, wo es nichts als bruchstzückhafte Reste gibt und die Überlieferung unschließbare Lücken aufweist oder gar nur völlig unwahrscheinlich klingende Berichte vorliegen, darf ein mutmaßliches Geschehen behutsam nachempfunden werden – aber immer nur in dem Maße, wie es der logischen Überlegung im Rahmen des Gesamten standhält. Weil jede Rekonstruktion ein Versuch ist, anhand von Fakten sowie unstrittig beweisbarem Material der Wirklichkeit so nahe wie irgend möglich zu kommen, darf man ihr zumindest eines zubilligen: So könnte es in der Tat gewesen sein. Wie es sich wirklich zugetragen hat, vor 2000 Jahren, wird uns wohl immer verborgen bleiben.

 

Wir heute Lebenden müssen bei der Betrachtung der damaligen Verhältnisse in Germanien auch eins bedenken: Der Normalzustand des menschlichen Lebens war ungemein hart und bedeutete täglichen Kampf: Kampf ums Überleben, Kampf gegen die Unbilden der Natur, Kampf gegen Hunger, Kälte und Krankheit, Kampf gegen räuberische Überfälle und Vertreibung, Kampf um neuen Lebensraum und die persönliche Freiheit. Andererseits waren die gerechte soziale Ordnung innerhalb der Stämme und zwischen Stämmen, die dem Einzelnen den sicheren Freiraum im Rahmen der schützenden Sippe gab, allgemeine Sittlichkeit, Ehrgefühl, Treue und Gemeinsinn, bäuerliche Kultur und Wehrfähigkeit hoch entwickelt.

 

Gewisse Handlungen, die uns heute fremd oder gar unmoralisch und grausam erscheinen, mögen zur damaligen Lebensform gehört haben, vielleicht waren sie auch nur vereinzelte Auswüchse. Ist eine Beurteilung nach heutigen Wertvorstellungen ohnehin recht fragwürdig, so kommt hinzu, daß es sich bei vielen Beschreibungen um Irrtümer, Übertreibungen, Fälschungen oder gar um pure Greuelmärchen handelt, denn die Überlieferung aus germanischer Sicht wurde nach der Christianisierung weitgehend ausgetilgt oder verfälscht; übrig blieben Sagen und Bodenfunde sowie die ebenfalls in mancherlei Hisicht vernichtete oder verfälschte Überlieferung aus römischer Sicht.

 

Bei der Skizzierung jener dramatischen Epoche und ihrer Akteure gehörte es auch zu meinen Anliegen aufzuzeigen, daß sich in der Geschichte – unabhängig von großen zeitlichen Abständen – Wesentliches oft, wenn auch in Variationen, wiederholt. Der aufmerksame Betrachter wird leicht die Verwandtschaft mancher Situationen und Entwicklungen aus jener Zeit mit solchen aus unserer Zeit erkennen. Das Äußere hat sich stark gewandelt, doch nicht so sehr das Innere. Ob im Krieg Faustkeil, Muskete oder Bombe verwendet werden, ob das Tun der Menschen von Freiheitssehnsucht, Gerechtigkeitssinn und anderen edlen Motiven oder von schlechten Motiven , wie Sendungswahn und Machtgier, gelenkt wird – im wesentlichen hat sich das menschliche Leben kaum verändert. Wir fürchten heute eine ins Ungeheuerliche gesteigtere militärische Zerstörungskraft und haben es mit einer Ausbeutung von Mensch und Natur zu tun, die das Leben an sich bedroht. Zugleich haben wir seit den Zeiten des ARMINIUS eine ständig wachsende Höherentwicklung und Vielfalt im philosophischen, wissenschaflichen, künstlerischen und wirtschaftlichen Bereich erfahren. Doch die seelische Wesensart des Menschen, die Richtung seiner Ziele und Eigenschaften, seine Fähigkeit zur freien Entscheidung für oder wider das Gute, Wahre und Schöne, das ist geblieben, ebenso wie seine Bedrohung durch ideologische Wahnsysteme, seelische Manipulation und das Bestreben bestimmter Gruppen nach unumschränkter Herrschaft. Daher bleiben bei allem unleugbarem Fortschritt die wichtigen Probleme der Menschen über die Jahrtausende hinweg gleich. Auch herausragende Charakteren bleiben sich ähnlich, die großen Verräter und die Intriganten, die Gewaltherrscher, Eroberer und fanatischen Heilsbringer, die Freiheirskämpfer, edlenStaatsmänner und opferbereiten Helden

 

Geblieben sind auch die hohen Werte, für die ARMINIUS lebte und kämpfte. Damit hat er gerade uns heute lebenden Menschen noch etwas zu sagen, was unverändert, nach wie vor, große und dauernde Geltung besitzt – nämlich, daß es sinnvoll ist, tapfer und furchtlos einzutreten für die Einigkeit, das Recht und die Freiheit!

 

Ernst A SCHOMER