Arminius the Liberator

 

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FAQs

 

Krieg um Germanien

 

 

Als CAESAR Gallien im Jahre – 52 “befriedet”, das heißt, vollständig unterworfen und zu einer römischen Provinz gemacht hatte, wandte sich die römische Politik nach Osten. Im Jahre –16 hatten einige germanische Stämme den Rhein überschritten, waren auf die fünfte Legion gestoßen, konnten sie besiegen und sogar deren Adler erobern. Dieses Ereignis hatte zum Schrecken der Römer gezeigt, daß die Rheingrenze keineswegs so sicher war, wie sie angenommen hatten. AUGUSTUS nahm den Vorfall so ernst, daß er als Abwehrmaßnahme gegen die “Germanengefahr” eine neue, weitreichende Strategie entwickelte. Er selbst bestimmte, daß die römische Ostgrenze, die bislang der Rhein gegen das noch nicht romanisierte Germanien bildete, nunmehr bis zur Elbe vorgeschoben werden sollte. Das gesamte Gebiet dazwischen mußte – wie Gallien – völlig unterworfen und dem Imperium einverleibt werden.

 

Als erstes war geplant, den Raum südlich der Donau, also Rätien, Noricum und Pannonien /Illyrien (1) vom Rhein und von der Donau her in die Zange zu nehmen und zu überwältigen. Danach wollte man die Nordwest-Germanen und die in Böhmen sitzenden Markomannen als die gefährlichsten Gegner niederzwingen. Wiederum wollte man vom Rhein und von der Donau aus vorgehen, zusätzlich aber sollten im Rücken des Gegners Truppen herangeführt werden, und zwar über die Nordsee mit Hilfe der Flotte. Es war ein gigantisches militärisches Unternehmen, das der weitausgreifenden Politik des AUGUSTUS entsprach. Die Durchführung übertrug er seinen Stiefsöhnen DRUSUS und TIBERIUS. Beide waren hervorragende Heerführer.

 

(1) Entspricht etwa dem heutigen Gebiet von Bayern, Österreich, Ungarn und Dalmatien.

 

Als vorbereitende Maßnahme mußte während der Jahre –15 bis –13 zunächst die Rheinfront verstärkt werden. Es wurden nicht weniger als etwa 50 untereinander durch Marschstraßen verbundene Militärlager längst des Stromes angelegt. Sie sollten sowohl als stabilisierende Waffenplätze als auch später als Ausfallbasen in den rechtsrheinischen Raum dienen.

 

Schon ein Jahr danach, im Jahre -14, standen die Römer entlang der Donau, bauten dort eine Kette von Kastellen und sicherten diese ebenfalls durch ein Straßennetz. Um die gleiche Zeit unternahmen DRUSUS und TIBERIUS einen Alpenfeldzug, wobei sie dem Imperium zwangsweise 46 zwischen Helvetien und dem Bodensee ansässige Stämme eingliedern konnten.

 

Während der Jahre – 12 bis – 9 versuchte DRUSUS in vier Feldzügen, die Elbgrenze zu gewinnen.

 

Der erste Zug ging mittels der Flotte über den von ihm erbauten “Drususkanal” und die Zuidersee in die Nordsee und von dort in die Emsmündung. Diese Demonstration der Macht wirkte stark auf die Nordseegermanen. Friesen, Chauken und Bataver wurden in ein Bündnis gezwungen.

 

Im Jahre – 11 führte ein zweiter Vorstoß von Castra Vetera [Xanten] aus die Lippe aufwärts, wo das starke Kastell Aliso angelegt wurde. Im weiteren Vorrücken wurde die Weser erreicht. Auf dem von ständigen Kämpfen begleiteten Rückmarsch zum Rhein entging DRUSUS im Cheruskerland nur knapp der Vernichtung, weil die Germanen aus Mangel an Disziplin nicht verstanden, ihre Kampfesvorteile in wirkliche Siege zu verwandeln. Damals war ARMINIUS erst sieben Jahre alt, vielleicht schon alt genug, um von den Schwächen römischer Truppen in schwierigem Gelände gehört und diese Tatsache im Gedächtnis behalten zu haben.

 

Im Jahre – 10 wandte sich DRUSUS in einem dritten Feldzug gegen die Chatten (im Raum des heutigen Hessen), den er von Mogontiacum [Mainz] aus über die Taunusfestung Saalburg führte. Dieser brachte jedoch keine besonderen Erfolge.

 

Ein Jahr später erreichte er in einem vierten Vorstoß erstmals den Elbstrom, der die neue Ostgrenze bilden sollte. Er mußte jedoch unverrichteter Dinge – wohl wegen Lebensmittelmangels – den Rückmarsch antreten. Kurz danach starb er, damals 30 Jahre alt, durch einen Sturz vom Pferd. Das bedeutete den Zusammenbruch der gesamten Offensive.

 

Als sein Nachfolger schloß sein Bruder TIBERIUS den Feldzug ab und wurde im Jahre –9 in Rom durch einen Triumphzug geehrt.

 

Im Jahre darauf brach TIBERIUS im Raum des heutigen Sauerlands den Widerstand der Sugambrer. Er siedelte 40 000 von ihnen zwangsweise auf linksrheinisches Gebiet um.

 

In den nächsten drei Jahren wurde die Lippelinie durch Errichtung mehrerer Standlager befestigt.

 

Im Jahre – 6 wurde der Legat L.D. AHENOBARBUS (“Eisenbart”) Oberbefehlshaber in Germanien. Es gelang ihm im Jahre – 3, Elbe und Havel zu erreichen. Wahrscheinlich sah er sogar die Ostsee. AHENOBARBUS ist der Erbauer des Pontes longi, jener schnurgeraden Moordämme zwischen Ems und Rhein, die im Jahre 15 der Ort einer großen Schlacht sein sollten.

 

Im Jahre darauf scheint AHENOBARBUS, ähnlich wie TIBERIUS gegenüber den Sugambrern, eine Zwangsumsiedlung der aufsässigen Cherusker geplant zu haben, die aber mißlang. Daraufhin wurde er abgelöst, und der Legat M. VINICIUS trat als neuer Oberbefehlshaber an seine Stelle.

 

Während der Jahre 4 bis 6 führte TIBERIUS wieder die Rheinarmee und kämpfte gegen sechs nordwestgermanische Stämme, darunter auch gegen die Cherusker, die er im Jahre 4 zu Bundesgenossen und “Freunden des römischen Volkes” machte.

 

ARMINIUS, zu dieser Zeit etwa 21 Jahre alt, diente mit seinem Bruder Flavus im Heer des TIBERIUS als Hilfstruppenführer. Im Jahre 5 veranstaltete TIBERIUS ein großangelegtes, genau geplantes Manöver von Flotte und Landtruppen, wobei beide Waffengattungen sich zum gleichen Zeitpunkt an der Elbe trafen – eine militärische Glanzleistung kombinierten Zusammenwirkens verschiedener Verbände, das zugleich zur Einschüchterung der noch nicht romanisierten Germanen dienen sollte. Probte TIBERIUS schon den berühmten Zangengriff auf die Markomannen im Jahre 6? Wenn sich damals ARMINIUS in seinem Stabe befand, hat er gewiß viel von dessen Führungskunst gelernt.

 

Der letzte Schlag mit der Entscheidung über das zukünftige Schicksal Germaniens sollte im Jahre 6 im Südosten erfolgen. Doch zuvor mußte in Böhmen MARBOD, König der Markomannen, der über ein stehendes Heer von 74 000 Kriegern verfügte, geschlagen werden. Durch eine weiträumige Zangenoffensive zweier Armeen von 150 000 Mann gedachte der Römer, MARBODs Heer zu zermalmen, darauf die Lücke in der noch nicht ganz befestigten Donaulinie zu schließen und die Grenze durch Begradigung wesentlich zu verkürzen.

 

Zu diesem Zeitpunkt, als die Römer nur noch wenige Tagesmärsche von der bevorstehenden Schlacht trennten, brach ein allgemeiner Aufstand unter den pannonisch-illyrischen Völkerschaften aus. Im gesamten Raum zwischen Donau, Save und Alpen gerieten die Völker in Aufruhr. TIBERIUS war gezwungen, die markomannische Großoffensive auf der Stelle abzubrechen und sich dem Unruheherd zuzuwenden, ein unerwartetes Glück für MARBOD. TIBERIUS wurde fast vier Jahre mit seiner Streitmacht fest gebunden und erlitt schwere Verluste.

 

Währenddessen war im Jahre 7, lange vor Beendigung des pannonischen Krieges, ARMINIUS in seine Heimat zurückgekehrt. Vom selben Jahr an hatte der neuernannte Statthalter in Germanien, Publius Quintillicus VARUS, mit einer rigorösen Romanisierung der Gebiete zwischen Rhein und Elbe begonnen. Dessen übereilt und mit verfehlten Mitteln geführte Politik stieß auf einen immer stärker werdenden germanischen Widerstand, an dessen Spitze sich ARMINIUS setzte.

 

Betrachtet man die römische Außenpolitik, so stellt man fest, daß Rom in seinem unverrückbaren Herrschaftsbewußtsein fest davon überzeugt war, daß es gegenüber allen anderen Völkern einen Ausschließlichkeitsanspruch darauf habe, die Welt zu ordnen. Das glaubte nicht nur die Führung des Reiches, sondern auch der römische Bürger. Nichtrömer galten gemeinhin als “Barbaren”, die nur begrenzt als menschliche Wesen angesehen wurden. Ihnen bestritt man jegliches Recht auf Eigenständigkeit.

 

Aus einem derartigen politischen Anspruch folgt unmittelbar die Forderung nach stetiger Ausdehnung des Machtbereiches mit der Konsequenz, sich alles untertan zu machen, was noch nicht römisch ist und denkt – sowohl militärisch wie wirtschaftlich als auch kulturell. Bis in die neuere Geschichte hinein wurde und wird von imperialistischen Mächten ein ähnlicher Führungsanspruch erhoben.

 

Irgend ein Anlaß, um nach außen als “Schlichter”, “Befrieder”, oder “Befreier” aufzutreten, fand sich immer. Am besten ließ sich ein Befriedungsunternehmen damit rechtfertigen, daß eines dieser Völker Rom “um Hilfe bat”. Eine solche “Bitte” konnte man unschwer dadurch erreichen, daß man den Höhergestellten dieses Volkes die Vorteile vor Augen führte, die sie sich durch ein Zusammengehen mit Rom verschaffen konnten – ein in der Politik uraltes und ewig neues Spiel.

 

Wollte ein Volk jedoch nicht auf seine Freiheit verzichten und sich freiwillig den “Befreiern vom Barbarentum” unterwerfen oder widersetzte es sich gar, dann legte man das als “feindseligen Akt” wider die Weltmacht Rom aus. Damit war die Handhabe gegeben, diesen “widerspenstigen Aufrührern” “Zivilisation und Fortschritt, Recht und Ordnung” mittels Feuer und Schwert, verbrannter Erde, Deportation, Versklavung, Unterjochung, Umerziehung und Abgabepflicht beizubringen. Nach derartiger Behandlung ließen sich dann Land und Leute leicht völlig vereinnahmen und ausbeuten.

 

Besonders verheerend wirkten sich die zwangsweisen Verpflanzungen ganzer Völkerschaften aus. Diese Massendeportationen und die nie abreißenden Ströme von Sklaventransporten in römische Hoheitsgebiete waren für die betroffenen Völker oft viel zerstörerischer als blutige Kriegsverluste, die in den nächsten Generationen meist wieder ausgeglichen werden konnten. Doch die Vertreibungen und Verschleppungen im großen Stil griffen nicht nur die biologische Substanz eines Volkes an, sondern auch seine kulturelle und soziale. Nicht selten bewirkten solche Maßnahmen die völlige Zerrüttung und schließliche Auslöschung des betroffenen Volkes.

 

Jahrhunderte später war es der angebliche “Götzendienst” der “heidnischen” Völkerschaften, den man im Geist des christlichen Sendungsbewußtseins zum äußeren Anlaß nahm, den eigenen Machtbereich zu erweitern. Kirchliche Eiferer machten sich auf, um jene mit der “Religion der Liebe” von ihrem “finsteren Aberglauben” zu “befreien”. Wenn die Heiden sich nicht “befreien” lassen wollten, “erlöste” man sie mittels der gleichen Zwangsmethoden, wie sie schon bei CAESAR oder VARUS üblich waren.

 

Roms hartnäckige Versuche, Germanien zu “befrieden”, sind gründlich mißlungen. Die Römer haben die großen freien Völker der Germanen behandelt, als seien sie wilde Tiere, die man mit brutaler Gewalt zähmen und zur Unterwerfung zwingen müsse, als hätten diese Menschen weder Ehre noch Freiheitsliebe, weder Kultur noch tief verwurzelte, in Jahrhunderten gewachsene soziale Strukturen.

 

Rom mußte schließlich erfahren – wie es in unserer Zeit beispielsweise das US-Imperium bereits dreimal schmerzlich erlebte – daß technologisch und militärisch best ausgerüstete Armeen selbst mangelhaft ausgerüstete Guerrillakrieger nicht besiegen können, wenn diese auf heimatlichem Boden für die Freiheit ihres Volkes kämpfen und dem Eindringling ihre Kampfesweise aufzuzwingen vermögen.

 

Kaiser TIBERIUS, ein weitsichtiger Stratege und darüber hinaus ein alterfahrener Troupier, hat diese Tatsache zum Ende klar erkannt.

 

Die endlosen und zunehmend brutaler werdenden Kämpfe führten für das Imperium zu immer höheren Verlusten an Menschen und Material, die schließlich in einem nicht mehr vertretbaren Verhältnis zu den wenigen, wirklichen Erfolgen standen. TIBERIUS gab auf. Germanien blieb frei. Es war das Verdienst des ARMINIUS.