Arminius the Liberator

 

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FAQs

 

 

Nach der Schlacht

 

Was geschah danach? Noch auf dem Schlachtfeld hatte ARMINIUS die drei erbeuteten Adler und die übrigen Feldzeichen der 17., 18. und 19. Legion den Anführern der Bundesgenossen, denen er zu Dank undAnerkennung für ihre Waffenhilfe verpflichtet war, feierlich überreicht und die Eroberer derselben besonders geehrt.

 

Diese ihm damals verbündeten Stämme sind uns aus späteren Berichten der römischen Historiker gut bekannt, es müssen die Brukterer, die Marser und die Chatten gewesen sein. Während der Rachefeldzüge des GERMANICUS wurde sechs Jahre nach der VARUS-Schlacht der erste Adler bei den Brukteren, ein Jahr darauf ein weiterer bei den Marsern und erst im Jahre 41 der dritte und letzte bei den Chatten entdeckt. Die Stammesfürsten hatten sie an ihren heiligen Stätten verwahrt. ARMINIUS muß also wirklich die Klugheit besessen haben, für sich und die Cherusker keinen Adler zu behalten – nach dem gemeinsam errungenen Sieg war ihm ein langfristiges politisches Zusammengehen mit diesen drei benachbarten Stämmen weit wichtiger als der Besitz dieser Trophäen.

 

Als die Ausrüstungstücke der Gefallenen und Gefangenen eingesammelt und zuhauf getragen waren, wurde das ganze Ausmaß der Beute sichtbar. Es muß ein überwältigender Anblick gewesen sein, auch wenn vieles fehlte, was zerhauen und in den Mooren versunken war oder noch auf den Kampfplätzen zerstreut lag. Ein großer Teil der militärischen Ausrüstung von drei Legionen und ihren Hilfstruppen, eine Unzahl von Helmen, Waffen aller Art, Rüstungen und Schilde türmte sich auf. Tausende von Pferden wurden zusammengetrieben.

 

Unübersehbar schienen die Reste des riesigen Trosses, die Fahrzeuge und Geschirre, die leichteren und schweren Wurfgeschütze, Zelte und Feldschmieden, das Pionier- und Schanzzeug, Ersatzteile, Sanitätsausrüstungen, Handwerke und Vermessungsgerät. Von besonderem Wert waren die immer noch beträchtlichen Vorräte an Bekleidung, Lebens- und Futtermitteln und Weinamphoren, ferner die persönliche Habe der römischen Soldaten samt ihrem Gepäck und den Auszeichnungen.

 

Der persönliche Besitz des Feldherrn, seiner Unterfeldherrn und Stabsoffiziere, sowie der Inhalt der Kriegskasse war den Germanen in die Hände gefallen. Auch wenn viele wertvolle Dinge schon bei der Verbrennung eines Teiles des Trosses durch die Römer vernichtet worden waren, darunter vermutlich auch Reisewagen oder Sänfte des VARUS samt Archiv und vielen wichtigen Schriftstücken – es blieb noch genug übrig, was unter die Stämme aufgeteilt, den tapfersten und erfolgreichsten Führern und Mannen nach Verdienst zuerkannt oder den Göttern geweiht werden konnte. (1)

 

(1) Militärische Trophäen: 3 Legionsadler, 3 Reiter-Alen-Fahnen, die Feldzeichen von 30 Kohorten.

 

In diesen Zusammenhang gehört ein Hinweis auf den berühmten Hildesheimer Silberschatz, über dessen Herkunft noch immer viel gerätselt wird. Er wurde 1868 eben in der Nähe von Hildesheim bei der Anlage eines Schießstandes in zwei Metern Tiefe entdeckt. Einige Stücke sind 40 bis 60 Jahre jünger als die anderen, die eindeutig augusteisch sind. Man weiß nicht, auf welche Weise dieses wunderbare Tafelsilber in den Raum von Hildesheim gelangt ist. Dieses kostbare römische Prunkgeschirr – ein Ensemble aus 68 silbernen Weingefäßen, Bechern und Schalen – kann eigentlich nur im Zusammenhang mit der Person des VARUS stehen. Es gibt noch ein ähnliches Gegenstück aus Jütland, das dem römischen Statthalter SILIUS aus Mogontiacum (Mainz) gehörte. War das Prunkgeschirr tatsächlich im Besitz des VARUS, so könnte es im Jahre 9 einem germanischen Fürsten als Beute zugefallen sein, der in jener Gegend gelebt hat. Wo aber blieb die erregendste Trophäe dieser Schicksalsschlacht – das Schwert des VARUS? Eine Frage, die wohl nie beantwortet werden wird…

 

Sogar INGOMER und SEGESTES müssen trotz ihrer passiven Haltung während des Aufstandes Anteil an der Beute gehabt haben, denn als GERMANICUS sechs Jahre später den Segestes aus dessen belagerter Burg befreit, fallen dem Römer auch Beutestücke aus der VARUS-Schlacht in die Hand, die jenem und seiner Gefolgschaft seinerzeit zuerkannt worden waren. Hatte ARMINIUS gehofft, diese beiden noch abseits stehenden Standesgenossen nach dem großen Sieg durch Geschenke für seine Sache gewinnen zu können?

 

Man sollte meinen, daß die Sieger dieses eigentlich für sie sehr wertvolle Feindesgut als willkommene Bereicherung ihrer Ausrüstung in Besitz genommen haben, sofern es noch brauchbar war. So sicher ist das aber nicht. Ob die Mehrzahl der Germanen das eiserne Römerschwert dem eigenen bronzenen vorgezogen, die oft nur angespitzten Eschenspeere mit den praktischen Pilen vertauscht und den großen schützenden Schild, den Helm und die Rüstung der Legionäre schätzen gelernt hat, ist tatsächlich fraglich. Wie eine Reihe archäologischer Funde belegt, sind solche Beutestücke oftmals zerschlagen und dann den Göttern geweiht worden. Man hat sie auch einfach vergraben oder achtlos liegengelassen. Viele Gegenstände, die für die heutige Forschung außerordentlich wichtig waren, sind auf diese Weise unwiederbringlich verlorengegangen.

 

Wenn jedoch die bewährte Ausrüstung der VARUS-Armee allgemeine Verwendung gefunden haben sollte, wie zum Beispiel im Jahre 17 in der Markomannenschlacht, so wird sich dieser Rest in den nachfolgenden zahlreichen Kämpfen allmählich verbraucht und in alle Winde zerstreut haben. Dann jedenfalls gibt es kaum noch Grund zu der Hoffnung, daß der vielgesuchte Ort des ARMINIUS-Sieges sich dadurch ganz präzise lokalisieren ließe, daß doch noch eine besondere große Häufung von Fundstücken geortet werden könnte. Die Funde von Kalkriese jedenfalls betreffen, wenn überhaupt, lediglich ein Teilstück des sich über viele Kilometer hinziehenden Schlachtfeldes.**

 

**Knechte verrichteten schwere und niedrige Arbeiten bei ihren Herren, ähnlich wie römische Sklaven. Rechtlich war auch der Knecht der Germanen nichts anderes als eine Sache; nur war seine Behandlung viel menschlicher als in Rom.

 

Während der VARUS-Schlacht haben bündnistreue fremde germanische Kontingente als Hilfstruppen in einer Stärke von mindestens von 3,000 bis 4,000 Mann unter den römischen Adlern gekämpft. Es erhebt sich die Frage, wie schlugen sie sich? Sind sie zu ARMINIUS übergelaufen? Darüber ist nichts berichtet, und so ist es wohl möglich, daß einige oder alle ihren angestammten Anführern folgen und den Römern bis zum Ende Treue halten. Was geht in ARMINIUS vor, und was soll mit den Überlebenden geschehen, die sich ihm nicht anschließen wollen? Soll sie auch das Los der Knechtschaft treffen? Er selbst hat um seiner höheren Ziele wegen den Römern gegenüber den Treueid gebrochen – und jene stehen bis zum Schluß dazu… Er ließ sie vermutlich auf ihren Schwur hin, sich niemals wieder gegen ihn zu stellen, in ihre Heimat ziehen.