Arminius the Liberator

 

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FAQs

 

 

Marbod

 

Arminius und Marbod

Germanicus

Namentlich überlieferte Unterfeldherren

und Offiziere des GERMANICUS

 

Marbod entstammte einem vornehmen Geschlecht der Markomannen (1), einem germanischen Volksstamm, der sich ursprünglich im Maingebiet angesiedelt hatte. Er wurde im Jahre – 24 geboren, war also etwa acht Jahre älter also ARMINIUS. Wie so viele germanische Edelinge muß er als Geisel in Italien eine römische Ausbildung erhalten haben, die sein Wesen stark prägte. In seiner äußeren Erscheinung wird er als ein besonders gut aussehender, stattlicher Mann, körperlich stark, hochgewachsen, mit wildem Sinn geschildert. (2) Aus römischer Sicht “nur dem Volksstamm nach, nicht geistig ein Barbar, klug, ja überklug”. Er besaß also von Natur aus alle jene geistigen und körperlichen Vorzüge, die Germanen bei einem Stammesführer erwarteten und die von den Göttern nur den Würdigsten verliehen wurden.

 

(1) Wörtlich: "Die Grenzmänner, 'Mark=Grenze

 

(2) VELLEIUS PATERCULUS, H. R. 108

 

Nach seiner Rückkehr in die Heimat – er war damals höchstens 16 Jahre alt – muß er aufgrund seiner Herkunft rasch die Führung an sich gerissen haben; denn es ist diesem jungen Mann die erstaunliche Leistung gelungen, sein Volk dazu zu bringen, seine festen Wohnsitze aufzugeben und sich in dem von den keltischen Bojern geräumten Gebiet zwischen Erzgebirge, Riesengebirge und Bayerischem Wald inner jener natürlichen “Gebirgsfestung” bis zur Donau hin anzusiedeln. (VELLEIUS PATERCULUS nennt das Land Bojohemum” (urspr. keltisch, Bojoheim, Heim der Bojer = Böhmen.)

 

Obwohl er nie Gaugraf gewesen war, muß er schon bald zum Herzog gewählt worden sein, eine Stellung, die üblicherweise nur für die Dauer eines Feldzugs galt. Danach richtete sich sein Sinn auf ein markomannisches Königtum. Zu dieser hohen Position konnte nur aufsteigen, wer durch die allgemeine Volksversammlung (Adel und Freie) gewählt worden war; bei der verbreiteten Abneigung der Germanen gegen jede Form von Alleinanspruch und Alleinherrschaft gewiß selten und unüblich. Irgendwie hat MARBOD es dann geschafft, als erster germanischer Herzog die Königswürde zu erlangen. Hierzu verhalf ihm wohl sein starkes Charisma, denn Königtum bedeutete für das ausgeprägte Freiheitsgefühl der Germanen Unterordnung, Abhängigkeit, Gehorsam. Wenn man sich schon unterordnete, dann nur aus freiem Willen.

 

Von Anfang an strebte er ein mächtiges germanisches Großreich – einen Stammesbund – unter seiner alleinigen Führung an, was sowohl auf sein starkes Selbstbewußtsein als auch auf eine gewisse Großmannssucht und den Drang zur Machtausübung schließen läßt. In rascher Folge brachte er – teils durch Verträge, teils mit nicht immer fairen Mitteln – seine Nachbarn, die elb- und ostgermanischen Stämme, die Sueben, Semnonen, Langobarden und Lugier unter seinen Einfluß.

 

Nun, wo er Macht über so viele Menschen besaß, gründete er sein Königtum auf ein stehendes Heer nach römischem Muster. War dies schon für Germanen eine absolute Neuheit, so überraschte die Stärke, nicht weniger als 70,000 Mann Fußvolk und 4,000 Reiter, eine für damalige Begriffe - besonders aus römischer Sicht – erstaunliche, ja beängstigende Macht! TACITUS berichtet: “…die Masse derer, die sein Reich schützten, hat er durch beständige Übung zu einem Gefüge von beinahe römischer Disziplin erzogen und brachte sein Heer in kurzer Zeit auf eine besorgniserregende Höhe.”

 

Bedenkt man die Flächenausdehnung des Markomannenreiches, das mindestens das heutige Tschechien, das Sudetenland und Nordösterreich umfaßte, so läßt eine militärische Konzentration dieser Größenordnung auf eine bewundernswerte Organisationsfähigkeit MARBODs schließen. Allein die Unterbringung und logistische Versorgung dieser Massen von Mensch und Tier mit Lebensmitteln, die “Rüstungbetriebe”, die manöverartige Truppenausbildung und Zusammenwirkung von Infanterie- und Kavallerie-Einheiten sind erstaunliche Leistungen, die gewiß in Germanien ihresgleichen suchten. Bedenkt man weiter, daß es sich bei seinen Kriegern um Waldbauern, Gebirgler und vielleicht um widerspenstige Adelige handelte, sind sein Werk und seine Führungqualitäten um so höher zu bewerten.

 

Noch etwas ist neu an diesem Germanenfürsten: Er baut sich eine Burg aus Stein, festungsartig bewehrt, wohl nach römischem Muster, damals noch ganz unüblich. Bestenfalls wohnten Stammesführer auf nicht sonderlich befestigten Höfen, die mehr durch natürliche Geländevorteile geschützt waren.

 

Noch ein Novum: MARBOD besaß eine Staats- und Kriegskasse, eine höchst moderne, Jahrhunderte vorwegnehmende Einrichtung. Wer so viele Gefolgsleute hat, muß diese bei guter Laune erhalten, muß Schmiergelder und Spione bezahlen. Auch die königliche Leibgarde ausgesuchter Krieger, mit der er sich umgab, stand gewiß in hohem Sold.

 

Von dieser ersten “echten” Königsburg, die hoch über einer Hauptsiedlung lag (vielleicht Budweis in Böhmen), ging eine starke kulturelle und politische Ausstrahlungskraft aus. In ihrem Schutz hatten sich bereits Werkstätten, Handwerksbetriebe und Kaufleute angesiedelt – die Keimzelle einer frühen Residenz? MARBOD war zu jener Zeit der Germanenfürst schlechthin, ganz gewiß das Idol zahlloser junger germanischer Krieger. Militärischer Ruhm und Macht, persönlicher Eindruck und das göttliche “Königsheil” bedeuteten der germanischen Seele viel.

 

Ganz sicherlich hatte der damals etwa 20jährige ARMINIUS von ihm gehört und war, wenn er die erregten Diskussionen im Offizierskorps des VARUS oder TIBERIUS mit anhörte, von diesem berühmten Landsmann ungemein begeistert.

 

Natürlich blieb diese kometenhafte, machtvolle Karriere römischer Kontrolle nicht verborgen.

 

Rom, das überall in der Welt seine Spitzel und Beobachter unterhielt – es sind fahrende Händler, Gesandte, Kaufleute, bestochene einheimische Mittelsmänner -, fürchtete MARBOD! Ein so starkes, unberechenbares, barbarisches Reich solcher Größe und Heeresmacht war zumal in dieser Region, wo es noch Lücken in der Grenzverteidigung gab, ein ständiger Gefahrenherd, den man beizeiten ausschalten mußte, wollte man gewonnenes Gebiet nicht verlieren. Rom nahm diesen Barbarenkönig sehr ernst.

 

MARBOD seinerseits schien zwar stets um gute diplomatische Beziehungen bemüht, andererseits verbarg er seine Feindschaft nicht. In seiner ihm eigenen Überheblichkeit und Selbstüberschätzung zeigte er keinerlei Angst oder Hemmungen; im Gegenteil, er fühlte sich – durchaus den Römern militärisch-politisch gewachsen – auf gleicher Stufe, im gleichen Rang; in seinem Stolz und seinem Selbstbewußtsein einem ARIOVIST oder VERCINGETORIX ebenbürtig.

 

Im Jahre 5 war der Donauraum von Rom noch unvollkommen gesichert. Zwar standen in Pannonien (Ungarn) drei Legionen, jedoch handelte es sich dort vorwiegend nur um Auxiliareinheiten. In den Kastellen Aquincum (Budapest) Arrabona an der Donau, Carnuntum, nahe dem späteren Vindebona (Wien) und Singidonum (Belgrad) waren alles in allem 18,000 Mann stationiert – gegenüber der markomannischen Streitmacht nur ein Viertel; die Römer waren also zahlenmäßig weit unterlegen.

 

Im selben Jahre hatte TIBERIUS die nordgermanischen Chauken (Ostfriesland) unterworfen und die Elbe aufgesucht. Sie war das alte, strategische Eroberungsziel, das schon DRUSUS vierzehn Jahre zuvor erreichte, aber nicht als römische Ostgrenze ausbauen konnte. Jetzt, im Jahre 6, hielt er die Zeit für gekommen, die Markomannen mittels einer großkonzipierten Zangenbewegung vom Rhein und von der Donau her in einem Zweifrontenkrieg aufzureiben. Danach wäre nicht nur das noch fehlende Zwischenstück, der böhmische Raum, dem römischen Imperium gewonnen, sondern dann konnte die überlange Rhein-Donau-Grenze endlich begradigt und damit um Hunderte von Kilometern verkürzt werden.

 

Schon die zu dieser Großoffensive eingesetzte Truppenstärke zeigt deutlich, welch besondere Bedeutung Rom diesem MARBOD und seinem Reich zumaß.

 

Zwei kriegsstarke Armeen von etwa 150,000 Mann (15 Legionen plus 7 Auxiliareinheiten) marschierten auf getrennten Wegen von Westen und Süden aus, um MARBOD in die Zange zu nehmen. Nur noch fünf Tagesmärsche trennen die Römer vom Ziel, da bricht im Rücken des Donau-Heeres in Pannonien und Illyrien (heutige geopolitische Lage: Österreich, Westungarn, Slawonien, Kroatien, Dalmatien) ein riesiger Aufstand los, wie ihn Rom bisher noch nie erlebt hat. Die Ursache läßt sich leicht herausfinden: Es ist die gleiche rücksichtslose Ausbeutungspolitik, mit der Rom alle seine vereinnahmten Völker auspreßt.

 

Verschiedene Völkerschaften dieses Raumes – es ist die Rede von mehreren Hunderttausend Menschen – haben sich zusammen mit dort stationierten römischen Hilfstruppen erhoben und sind im Begriff, in Italien einzufallen – eine Katastrophe gefährlichsten Ausmaßes!

 

Damit gerät der ganze, vom römischen Generalstab so wohlausgeklügelte Aufmarschplan gegen MARBOD völlig durcheinander: Zwei im zügigen Vormarsch befindliche, auf das gemeinsame Böhmen eingestellte, riesige Angriffsarmeen müssen angehalten und auf der Stelle umgedreht werden – ein Unternehmen, das für jeden Feldherren eine der schwierigsten Aufgaben bedeutet.

 

Wenn in diesem hochkritischen Moment MARBOD seinerseits losschlägt, sitzt die römische Streitmacht mitten in der Umgruppierung selbst in der Zange! In der Tat hielt MARBOD damals hierzu den Schlüssel in der Hand; niemand hätte ihn daran hindern können, sich mit den Rebellen zu verbinden oder sein Gebiet zu vergrößern.

 

TIBERIUS, der alterfahrene Stratege, erkennt sofort die Riesengefahr: Unverzüglich bricht er die “Operation MARBOD” ab, geht wieder über die Donau zurück, die er bei Carnuntum gerade vor einigen Tagen mittels einer Schiffsbrücke überschritten hat – eine Großleistung seiner Pioniere -, und schickt sich an, den Aufstand niederzuschlagen.

 

Auf MARBOD muß dieser völlig unerwartete Schwenk um 180 Grad wie ein Wunder – wie ein Geschenk der Götter – gewirkt haben: Er entgeht einem tödlichen Zweifrontenkrieg und behält unangefochten seine Machtstellung! Und die findigen römischen Diplomaten, die seine Mentalität kennen, schließen rasch einen “günstigen” Friedensvertrag mit ihm ab, der ihn zur Neutralität verpflichtet und TIBERIUS den Rücken freihält. Nur allzu gern willigt der Markomanne ein – etwas Besseres hätte ihm gar nicht geschehen können!

 

Der pannonisch-illyrische Aufstand – nun zu einem echten mörderischen Krieg geworden – sollte die Legionen des TIBERIUS noch vier Jahre dort festhalten, währenddessen sich Marbod nicht bedroht zu fühlen brauchte.

 

Was mag ihn damals im Jahr 7 oder 8, als ARMINIUS ihn sicherlich aufforderte, zu diesem einmalig günstigen Zeitpunkt mit ihm zusammen dem römischen Eroberungsdrang ein für allemal ein Ende zu bereiten, bewogen haben, dem Cherusker seine Hilfe zu versagen? Wahrscheinlich fürchtete er die spätere Rache der Römer, wenn er sich jetzt – bei ihnen im Wort – in ein für ihn ungewisses Abenteuer einließ und damit sein Heer und seine politische Position aufs Spiel setzte. Denn irgendwann würde TIBERIUS auf seinen alten Plan zurückkommen. Tat er nicht indirekt schon für ARMINIUS genug, weil er allein durch seine Präsenz im Rücken der römischen Front Rom bedrohte? Solche oder ähnlich ausweichende Gründe mag er ARMINIUS mitgeteilt haben; sie wären durchaus plausibel gewesen, freilich nur aus seiner Sicht. Auch als der Cherusker ihm, dem König, als stolzer Sieger das abgeschlagene Haupt des VARUS schickt – gleichsam als nochmalige, dringliche Aufforderung, nun endlich gemeinsam den räuberischen Aggressor aus Germanien zu vertreiben -, paßt er wiederum.

 

Er schickt die grausige Trophäe an AUGUSTUS, als wolle er damit zeigen, daß er mit ARMINIUS und dessen Politik nichts gemein habe. Das lag in seiner egozentrischen Wesensart; damit wollte er dem acht Jahre Jüngeren zeigen, daß er keineswegs gesinnt war, mit diesem Aufrührer ARMINIUS gemeinsame Sache zu machen, und gleichzeitig demonstrieren, wie gleichgestellte Partner – nämlich er, der große König – und die Weltmacht Rom miteinander umgingen. Er wollte kein Barbar in ihren Augen sein, sondern genau so wie ein Römer handeln – aus eigener Machtvollkommenheit und gleichrangig!

 

Wollte er sich ausgerechnet in Rom beliebt machen? Mißachtete er ARMINIUS mehr als diejenigen, die ihn noch vor kurzem vernichten wollten und um deren Gunst er jetzt buhlte?…

 

Leider ist der Inhalt des Begleitschreibens, das er dem VARUS-Kopf beigab, nicht bekannt; es kann nur eine plumpe Anbiederung enthalten haben, die germanische Zwietracht bestätigend.

 

MARBOD sollte sich bitter irren: Rom behandelte ihn nach wie vor als Barbaren, der seine Stellung weit überschätzte – es duldete neben sich keinen Gleichrangigen! Und so honorierte es ihm auch diese wohlberechtete Geste ebenso wenig, wie es ihm sein neutrales Verhalten während des pannonischen Aufstandes später honorierte, als er in Not war.

 

Mißtraute or mißgönnte er dem jüngeren ARMINIUS diesen großartigen und bewunderungswürdigen Erfolg? Immerhin hat jener mit nur wenigen losen Bauernverbänden die festgefügte, hochgerüstete Armee eines Weltreiches besiegt! Das mußte gerade ein so großer Kriegsmann, der wie kein anderer eine derartige Leistung beurteilen konnte, neidlos anerkennen.

 

Anstatt nun, wo die Gefahr nach ARMINs Sieg und durch den pannonischen Krieg auch für ihn gebannt war, mit dem Cherusker gemeinsam zu handeln, verfällt er wieder in die alte Schwäche seines Wesens. Was ging ihn, den großen König – mit dem Rom verhandelte, nicht kämpfte -, schon dieser Cherusker an? Die eigene Macht behalten und möglichst noch vergrößern – danach ging sein Streben. In ARMINIUS sah er nur einen Konkurrenten, nicht den Mitkämpfer für eine große Sache. Fürchtete er schon damals innenpolitische Schwierigkeiten im eigenen Lager? Spürte er das Umschlagen der Stimmung unter seinen Vasallenvölkern, wo das strahlende Befreier-Idol in aller Munde war? Das mag er gefürchtet haben, vielleicht noch mehr als die Römer.

 

Auch fünf Jahre später, als ARMINIUS gegen GERMANICUS mit seinen schwachen Bundesgenossen einen dreijährigen einsamen und verzweifelten Kampf führte, sah er sich nicht veranlaßt, jenem zu helfen, irgendwelche Risiken einzugehen oder gar Opfer zu bringen. Hätte er ihm während dieser Zeit beigestanden, so wäre der Glanz der Geschichte auch auf ihn gefallen, aber für diesen Machtmenschen gab es ohne Kompromiß nur eines: Er oder ich! … Die große Chance zum einmütigen Zusammengehen der damals stärksten germanischen Stämme von Nord und Süd hat er weder gesehen noch zu ergreifen gewagt; hierzu fehlten ihm der politische Weitblick und der Großmut des ARMINIUS. Er ahnte nich nicht, daß gerade sein nochmaliges Verweigern letzten Endes sein späteres eigenes Scheitern und seinen Sturz zur Folge haben würde.

 

Durch sein Königtum gab es für ihn nur Verbündete, die sich ihm zu unterstellen und damit völlig unterzuordnen hatten; der Bund mit einem Gleichberechtigten kam für ihn nicht in Frage. Ob er diese Unterordnung von ARMINIUS verlangt hat – wir wissen es nicht. Wir wissen auch nicht, ob und wie lange der Cherusker, der auf der Höhe des Ruhmes stand, geschwankt hat, um der Sache willen nachzugeben. Freilich hätte er mit der Abgabe der Führungsrolle mit Bestimmtheit bei seinen Anhängern an Ansehen verloren, wenn er es nicht ganz eingebüßt hätte. Das durfte keine Lösung für den eigentlichen Sieger sein, dem eher selbst ein Königtum zustand. Zudem war es fraglich, ob eine gemeinsame Führung überhaupt möglich war. Zwischen zwei so starken Persönlichkeiten mit ihren so unterschiedlichen Charakteren mußte es zwangsläufig zum Konflikt kommen – der dann wenig später auch eintreten sollte.

 

Damit zerfällt Germanien just in dem Augenblick, da es sich zu einer großen Einheit hätte zusammenschließen können, in zwei Lager – in eine Nordwest- und eine Südost-Partei. Jetzt scheiden sich die Geister: ARMINIUS war der große Volksheld, dem die Krieger in Scharen begeistert zuliefen. Für MARBOD muß es ein schwerer Schock gewesen sein, als sich der größte Teil seines Anhangs – drei der bedeutendsten Stämme – die Sueben, die Semnonen und die Langobarden (3) – von ihm lossagten und zu ARMINIUS übergingen. Unter ihm, der für die germanische Unabhängigkeit eintrat, glaubten sie ihre Selbständigkeit besser geschützt als bei den egoistischen Markomannen, dem sie sich kraft seiner Krone zu fügen hatten. Dieser Abfall bedeutete für MARBOD eine gewaltige militärische Schwächung, die ihn schwer getroffen haben muß. Aus dem Neid auf ARMINIUS erwuchs Haß.

 

(3) Langobarden zwischen Unterweser und Elbe (Lüneburger Heide – Altmark), Semnonen zwischen Elbe und Spree (Mark Brandenburg), Sueben: an der mittleren Elbe (Land Sachsen-Anhalt).

 

Auf der anderen Seite machten Armin die alten Gegner in den eigenen Reihen immer größere Schwierigkeiten. Die einen, treulose Neider und Ehrgeizlinge, die ihm Sieg und Ruhm mißgönnten, und die anderen, Römlinge aus dem cheruskischen Adel, die jetzt um ihren Kopf fürchten mußten, wühlten gegen ihn im Volk und arbeiteten MARBOD in die Hände.

 

Welch tiefe, unüberbrückliche Kluft quer durch die cheruskische Führungschicht ging, die selbst Familienbande zu zerreißen mochte, zeigt, daß ARMINs Oheim INGOMER – der alte Waffengefährte in schwerer Zeit – ihn mit seiner gesamten Gefolgschaft verließ und ausgerechnet zu MARBOD überging und damit zum Abtrünnigen wurde. Der alte Kämpfer war es satt, ewig den zweiten Mann zu spielen und fand es unerträglich, sich als älterer Mann dem jungen Neffen unterzuordnen. Gekränkter Stolz geriet zu unversöhnlicher, persönlicher Feindschaft. Insgeheim hoffte INGOMER wohl auch, daß König MARBOD ihm zu dem stets erstrebten Herzogstitel verhelfen würde, wäre Arminius erst einmal ausgeschaltet.

 

Es ist anzunehmen, daß zwischen MARBOD und ARMINs Widersachern geheime Fäden liefen. Vielleicht hatte sogar Rom seine ränkevolle Hand im Spiel - nach der altbewährten Methode “Divide et empera!” (“Teile und herrsche!”) Nichts konnte Rom gelegener kommen als eine Schwächung seiner Gegner, wobei es nicht einen Schwertstreich zu tun brauchte und man wie in der Arena händereibend zusehen konnte, wie sich die beiden blonden Riesen selbst zerfleischten…

 

MARBOD selbst war fest entschlossen, ARMINIUS als Konkurrenten auszuschalten, und so schämte er sich nicht, ausgerechnet den Römern ein Bündnis gegen ARMINIUS anzutragen. Doch TIBERIUS winkte ab and fragte, wo er, MARBOD, denn im Jahre 9 gewesen sei, als Rom von demselben Feind tödlich bedroht wurde?

 

Damit ist der Kampf um die Vormachtstellung zwischen den beiden großen Germanenfürsten unausweichlich geworden, und es kommt zum Bruderkrieg. Im Jahr 17 stehen sich zwei gewaltige Germanenheere in römischer Schlachtordnung irgendwo zwischen Harz und Elbe gegenüber. Beide Anführer sind römisch erzogen, beide Armeen nach römischem Vorbild einexerziert und taktisch geschult – welch ein Widersinn! Die verfeindeten Brüder fechten, wie sie es von ihrem Feind gelernt haben, aber nicht gegen diesen Feind, den sie gemeinsam schlagen könnten, sondern gegeneinander!

 

ARMINIUS kämpft beseelt vom Bewußtsein seiner Leistungen für die Freiheit und “gestützt von der Liebe seines Volkes”, während MARBOD allein getrieben wird von Machtstreben und blankem Haß.

 

TIBERIUS konnte nun doppelt triumphieren: Mit stolzer Genugtuung durfte er feststellen, daß man gestrost die Barbaren ihren inneren Streitigkeiten überlassen könne und daß die Vernichtung von König MARBOD, die er jenen im Jahre 6 zugedacht hatte, nun durch ihn selbst vollzogen wurde. Vor den Augen Roms starben Tausende Germanen – durch Germanen! Rom brauchte sich die Hände nicht einmal blutig zu machen oder nur einen einzigen Legionär zu opfern! Diese Barbaren erledigten die grauenvolle Schlächterarbeit mit für sie typischer Sturheit und verbissener Gründlichkeit – “Furor teutonicus” auf beiden Seiten – welche Tragik! Noch viele Jahrhunderte hindurch werden wir das gleiche traurige Bild von Bruderkriegen immer wieder erleben – auch die deutsche Geschichte ist voll davon. Somit versank der weitgestreckte Plan des ARMINIUS, weil keiner der beiden des anderen Bruder sein wollte

 

Die große Schlacht brachte keine echte Entscheidung. MARBOD, der dem ARMINIUS entgegengezogen war und angegriffen hatte, wurde gezwungen, seine Markomannen in eine Auffangsstellung zurückzunehmen, und ARMINs Truppen waren zu erschöpft und dezimiert, um eine Verfolgung durchzuführen. Als dann schließlich MARBODs Leute massenweise zum Gegner überliefen, mußte er sich zuletzt in seine Geburgsfestung Böhmen zurückziehen. Damit war er militärisch und politisch nicht mehr handlungsfähig.

 

Auch INGOMERs Traum, dereinst Volkskönig der Cherusker zu werden, war ausgeträumt; von jetzt an konnte er nur noch im Untergrund und aus dem Hinterhalt gegen ARMINIUS arbeiten.

 

Im gleichen Jahr der Markomannen-Schlacht – Ironie oder Zufall? – hielt GERMANICUS seinen trimphalen Einzug in Rom. Er hatte ihn zwar nicht verdient, aber TIBERIUS erkannte ihm noch gnädig diesen glanzvollen Abgang zu, bevor er ihn buchstäblich in die Wüste schickte und ins Aus fallen ließ.

 

MARBOD stand jetzt mit dem Rücken zur Wand. Wenn er überleben wollte, brauchte er dringend militärische Unterstützung. Von allen Freunden verlassen, glaubte er keine andere Wahl zu haben, als ausgerechnet bei den Römern vorstellig zu werden. Wahrscheinlich erwartete er, daß diese ihm jetzt, da er in Not geraten war, sein neutrales Stillhalten während des pannonischen Krieges honorieren würden.

 

Die Antwort ist typisch römisch: Wie schon einmal, verweigern sie sich ihm mit der Erwiderung, auf Hilfe habe er kein Recht, da er seinerseits die Römer niemals militärisch unterstützt habe. Sein moderates Wohlverhalten von damals erkennen sie nicht an. Nun, wo er ihnen weder schaden noch nützen kann, lassen sie ihn eiskalt fallen.

 

Um den Fallenden vollends zu vernichten und mit ihm die ewig drohende Gefahr im Nordosten des Imperiums für immer zu bannen, bedient sich Rom einer altbewährten Methode: ein gewisser CATUALDA – ein zu den Goten geflüchteter Exil-Markomanne und deshalb einst von MARBOD geächtet – wird durch Bestechung gewonnen, mit starken Kräften und unter Mithilfe der Nobilität in MARBODs Königreich und Burg einzudringen, so daß jener über die Donau entfliehen und schließlich bei seinem früheren Todfeind TIBERIUS um Asyl bitten muß. Selbst in dieser ausweglosen und für diesen stolzen, selbstbewußten Mann sicherlich zutiefst demütigen Lage verliert MARBOD seine königliche Haltung nicht. Er verweist auf seine Bereitschaft, stets die Freundschaft Roms gesucht und vorgezogen zu haben, während sich andere Völkerschaften um seine Gunst eifrig bemüht hätten.

 

Er wird dabei die vergeblichen, mehrfachen Versuche ARMINs, ihn gegen Rom zu gewinnen, nicht unerwähnt gelassen haben. TIBERIUS zeigt sich generös. Als standesgemäßer Wohnsitz wird MARBOD eine Villa in Ravenna zugewiesen – ein komfortables Exil für den königlichen Asylanten – ohne Land und Macht. Es ist dieselbe Stadt, in der auch ARMINs Frau THUSNELDA und ihr Söhnchen THUMELICUS als Gefangene leben. Ob er sie jemals gesehen oder gesprochen hat?

 

Daß ihm TIBERIUS entgegenkam, geschah sicherlich nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit; vielleicht hatte er vor, den Markomannen-König a.D. bei sich bietender Gelegenheit als politische Schachfigur einzusetzen – hierzu ist es jedoch nicht gekommen.

 

MARBOD hat ARMINIUS noch um 16 Jahre überlebt. Sicherlich wird er von den triumphierenden Römern über den gewaltsamen Tod seines ehemaligen Rivalen informiert worden sein, doch dürfte ihn dies nun kaum noch interessiert haben, höchstens erfüllte diese Nachricht sein tristes Emigrantendasein mit später Genugtuung. Möglicherweise hat er, der einstige gefürchtete große Kriegsmann und Herrscher über Hunderttausende, jetzt entmachtet und zu tatenlosem Nichtstun verurteilt, sogar den Cherusker um seinen Tod auf der Höhe des Ruhms insgeheim beneidet. Achtzehn Jahre verbring er im italienischen Exil, das er nie mehr verläßt. Im Jahr 37 stirbt er einundachtzigjährig, verbittert, von der Welt unbeachtet und längst vergessen. Im selben Jahr stirbt auch sein ehemals größter Feind, Kaiser TIBERIUS, nicht weniger einsam und würdelos.

 

ARMINIUS und MARBOD

 

Das Leben von ARMINIUS, Herzog der Cherusker, und MARBOD, König der Markomannen, ist in Gemeinsamkeit und Gegensätzlichkeit schicksalhaft und tragisch miteinander verwoben.

 

Beide entstammen edlen Geschlechtern, die das für Germanen so wichtige, nur Auserwählten der Götter verliehene “Heil” durch ihre Abkunft verkörpern. Beide sind römisch gebildet, wahrscheinlich auch in Italien aufgewachsen. Beide entwickeln sich zu den hervorragendsten und bedeutendsten Germanenführern im Anfang des 1. Jahrhunderts.

 

Beide streben einen größeren germanischen Lebensbereich und einen gefestigten Verband germanischer Einzelstämme an. Der eine widmet sein Leben der Befreiung seiner Heimat von fremder Herrschaft, der andere strebt nach seinem persönlichen Machtzuwachs.

 

Hätten beide die Größe besessen, zusammenzufinden und gemeinsam zu handeln, so hätten sie die Macht gehabt, die politischen Verhältnisse in Germanien – und damit für das spätere Deutschland – zugunsten aller Germanen für lange Zeit entscheidend zu verändern. Daß es hierzu nicht kam, bleibt die Tragik dieser beiden hochbedeutenden Persönlichkeiten, die aus Gegenspielern zu Rivalen und schließlich zu erbitterten Todfeinden wurden.

 

Beide sind Symbolfiguren der ewigen germanischen Tragödie von Uneinigkeit und Selbstzerstörung, die sich auch in der deutschen Geschichte so oft unheilvoll wiederholt hat.

GERMANICUS

 

GERMANICUS ist der Sohn des älteren Claudius Nero DRUSUS, Neffe und Adoptivsohn des Kaisers TIBERIUS, Gemahl der Enkelin des Kaisers AUGUSTUS, AGRIPPINA. Im Jahre – 15 geboren, ist er etwa ein Jahr jünger als ARMINIUS. Er wird von den Zeitgenossen als ein gutaussehender, freundlicher und zuvorkommender junger Mann von stattlichem Körperbau geschildert, dazu von angeborener Leutseligkeit, würdevoll und großzügig. Allerdings werden ihm auch Rumsucht und übertriebener Ehrgeiz bescheinigt.

 

Im Jahre 13 wird ihm die Statthalterschaft über Gallien übertragen; gleichzeitig übernimmt er damit den militärischen Oberbefehl über acht Rheinlegionen. (4)

 

(4) die 1. und 20. aus Köln, die 5. und 21. aus Castra Vetera [Xanten]

vom Niederrhein, sowie die 2., 13., 14. und 16. vom Oberrhein.

 

Als im Jahre 14 Kaiser AUGUSTUS im Alter von 76 Jahren stirbt, wird TIBERIUS sein Nachfolger. Noch im selben Jahr überschreitet Germanicus von seinem Hauptquartier Ara (Köln) aus den Rhein mit dem Ziel, das Eroberungswerk des DRUSUS im noch unbesetzten Germanien fortzusetzen, nämlich die Ostgrenze des Imperiums bis zur Elbe vorzuschieben. Dabei geht es auch um die Tilgung der sogenannten “Varus-Schande”: GERMANICUS soll die moralische Scharte der verlorenen VARUS-Schlacht auswetzen, indem er ARMINIUS und die Cherusker als Hauptgegner vernichtet.

 

Sein Name “Germanenbezwinger” bürgt in den Augen der Römer für den Erfolg des Unternehmens, bei dem er sich gleichzeitig Kriegsruhm als glänzender Feldherr erwerben will. Auf ihm ruhen die Hoffnungen des ganzen Imperiums. Allerdings drängt sich bei ihm der Eindruck auf, daß er Krieg auch ohne Auftrag und Ermächtigung, sozusagen auf eigene Faust geführt hat – um sich ähnlich hemmungslos wie G.J. CAESAR persönlich zu profilieren und um vielleicht schon damals einen fanatischen Verfolgungswahn zu befriedigen.

 

In mehreren großangelegten, mit ungeheurem Aufwand an Menschen und Material geführten Offensiven unternimmt GERMANICUS in den Jahren 14 bis 16 drei Eroberungs- und Rachefeldzüge gegen die Rhein-Weser-Germanen. Dabei muß er von dem geradezu zwanghaften Drang beseelt gewesen sein, das noch freie Germanien restlos zu besiegen und den verhaßten “Verräter” ARMINIUS möglichst lebendig zu fangen. Er scheut weder Terror noch “verbrannte Erde” noch den Massenmord an Masern, Charten und Brukterern.

 

Im dritten und letzten Kriegsjahr 16 vermag er einige Erfolge zu erringen, seine militärische und materielle Übermacht gegenüber den nur begrenzten Kräften der Germanen ist erdrückend. Zwar “siegt” er in zwei Schlachten (bei Idistaviso und am Agrivarier-Wall) , doch den Krieg gewinnt er nicht. Es kommt sogar zu etlichen Beinahe-Niederlagen, die fast das Ausmaß der Schlappe vom Jahr 9 erreichen und nur durch Uneinigkeit und Zögern der Germanen nicht zu voller Auswirkung gelangen.

 

GERMANICUS vermag das mit so kostspieligem Aufwand und unter gewaltigen Blutopfern angestrebte Hauptziel des Unternehmens “Elbgrenze” nicht im geringsten zu erreichen – nicht einmal eine Weser- oder Emsgrenze…

 

Einer seiner wenigen Erfolge ist, daß er zwei der seinerzeit verlorengegangenen Legionsadler zurückbringt. Damit kann er die tiefe Wunde der VARUS-Niederlage, jenes tiefsitzende, bittere Trauma im Herzen der Römer, zwar nicht heilen, aber wenigstens den ungeheuren Einsatz seiner Kriegführung rechtfertigen.

 

Als der erfahrene Soldat TIBERIUS erkennt, daß GERMANICUS in den für die damalige Zeit wohl bedeutendsten Großoffensiven – trotz leidenschaftlichem Ehrgeiz und Einsatz – letzten Endes doch nur Mißerfolge und Katastrophen erntet, reicht ihm das dreimalige Versagen des Neffen, er beordert den “Germanenbezwinger” ohne Fortüre schlicht zurück, ehe dieser noch Schlimmeres anrichten kann, und entzieht ihm den Oberbefehl.

 

Der kaiserliche Prinz Gaius Julius Caesar Germanicus ist sicherlich sowohl auf die Ausübung späterer hoher Staatsämter als auch auf hohe militärische Kommandos hin sorgfältig vorbereitet worden. Die nötige Kriegserfahrung als Imperator, die seinen Onkel TIBERIUS in so hohem Maße auszeichnete, sollte er sich in Germanien erwerben.

 

Rein äußerlich vereinte der junge Mann in sich alle Vorzüge, die sich das Volk für einen Regenten wünscht. Glänzend aussehend, stellte er den Idealtyp des jugendlichen Draufgängers dar, der allein schon vermittels seiner Ausstrahlung die Massen dazu brachte, daß sie ihm, wo er auftrat, zujubelten und in Begeisterungshysterie verfielen.

 

Doch trotz allem Glanz – es fehlte ihm an tieferer Einsicht und Weitsicht, vor allem in politischen Dingen. Hierin war ihm nicht nur sein Onkel, sondern auch sein Gegner ARMINIUS mit Bestimmtheit überlegen.

 

Des öfteren handelte er unüberlegt und unbeherrscht aus reinem Ehrgeiz und aus blinder Ruhmsucht, ohne Sinn für Realität. Mehrmals, wenn er etwas mit Macht erzwingen wollte, mußte er Verluste und Rückschläge hinnehmen.

 

Ohne Zweifel war er mutig und schonte sich als Truppenführer nicht. Sein oft gelobtes leutseliges Wesen sowie seine Hilfsbereitschaft lassen darauf schließen, daß er ein Herz für seine Soldaten hatte und sie zu nehmen wußte. Seinen kleinen Sohn Caligula macht er schon im frühesten Kindesalter mit dem Soldatenleben vertraut. (5)

 

(5) "Caligula" eigentlich soviel wie "Soldatenstiefelchen" - ein Spitzname, den die Legionäre dem Jungen gegeben hatten, weil er stets eine Kinderuniform trug.

 

Das alles schaffte ihm beim Volk und bei der Armee großes Ansehen und Verehrung. In deren Augen war er der Wunschherrscher, und nicht der finstere, unnahbare Verstandesmensch TIBERIUS.

 

Wo er im Kampf gegen Arminius Erfolg hatte, verdankte er sie vor allem der straffen militärischen Ausbildung und der waffentechnischen Ausrüstung seiner Truppen, der Überlegenheit ballistischer Waffensysteme, der Logistik, dem Netz der festungsartigen Stützpunkte, einem hervorragenden Nachrichtenwesen, das sich einheimischer Spione bediente – um nur wenige Vorteile gegenüber dem germanischen Gegner zu nennen.

 

Außerdem konnte er sich auf en zuverlässigen Stab altgedienter, in jahrzehntelangem Kriegsdienst bewährter Unterfeldherren stützen, die ihm mit ihrem Rat und ihrer reichen Erfahrung zur Verfügung standen. Um so höher ist die militärische Leistung des ARMINIUS und seiner Bauernkrieger zu bewerten, die diesen gepanzerten, technisch weit überlegenen, für alle Kriegslagen gedrillten Elitetruppen einer hochzivilisierten Weltmachtarme mit ihren unzureichenden Kräften tapfer Trotz boten und keineswegs am Schluß als Besiegte dastehen.

 

GERMANICUS war kein strategischer Dummkopf – auch wenn er, gemessen am Einsatz und an der Zielsetzung letztendlich erfolglos geblieben ist. Er verstand ohne Zweifel sein Handwerk – doch hätte er mit all den Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, weit mehr erreichen müssen. Allerletzten Endes zählt stets allein nur der Erfolg – und dieser blieb – aufs Ganze gesehen – gering. Trotz seiner “Blitzkriegtaktik” gegen Marser, Brukterer und Chatten mit Brennen und Morden hat er weder politisch noch militärisch etwas verändern können.

 

GERMANICUS ist der typische Feldherr ohne Kriegsglück, dieses läßt sich eben nicht mit noch so großem Aufwand und Ehrgeiz erzwingen.

 

Namentlich überlieferte Unterfeldherren und Offiziere des GERMANICUS

 

Aulus CAECINA: Alterfahrener Troupier, Feldherrntitel. 40 Dienstjahre, bewahrt selbst in aussichtslosen Lagen Haltung und kühlen Kopf. Wohl der wichtigste und fähigste Unterfeldherr des GERMANICUS.

 

Publius VITELLIUS: Unterfeldherr, Legat.

 

Caius SILIUS: Unterfeldherr, Legat, Flotten-Sachverständiger.

 

Lucius STERTINIUS: Legat, Kavallerieführer.

 

PEDO: Reiterpräfekt.

 

ANTEIUS: Stabsoffizier, Miterbauer der Transportflotte.

 

Seius TUBERO: Legat, Kommandeur der Kavallerie am Angrivarier-Wall.

 

AEMILIUS: Primipilar. Langgedienter und bewährter Centurio der 1. Zenturie einer Legion, Reiterführer.

 

Gaius CAETRONIUS: Legat der 1. Legion am Rhein.

 

Lucius APRONIUS: Legatus pro Praetore, Statthalter der Provinz Niedergermanien.

 

FLAVUS: (= der “Blonde”) Bruder des ARMINUS, Präfekt einer germanischen Kavallerie-Hilfstruppe.

 

CHARIOVALDA: (= Herald) Bataverführer, Kommandeur einer niederländischen Kavallerie-Hilfstruppe. Gefallen nach dem Weserübergang im Jahr 16.